Rita Huber ist Gründerin und Geschäftsführerin von RITA bringt’s, Wiens Lieferservice und Cateringunternehmen für vegetarisches BIO Essen. Durch die Lieferung per Lastenrad hat sie damit ein rundum nachhaltiges Geschäftsmodell geschaffen.

Was hat dich inspiriert dich selbstständig zu machen?

Ich wusste von zuhause, was es bedeutet, selbständig zu sein – ich kannte von Kind auf die positiven und die negativen Seiten. Mir hat immer gefallen, wie mein Vater mit beidem umgegangen ist und wie er mit der richtigen Dosis Herzblut und Realismus an die Dinge herangegangen ist. Ich bewundere meine Mama, dass sie immer mit Ehrgeiz und Fleiß für etwas gearbeitet hat, das nicht ihr "Eigenes" ist.

Mir war klar, dass ich mit 25 selbständig sein wollte, aber ich hatte keine Idee. Eine Zukunft im Angestelltenverhältnis, für etwas, das ich zwar gut finde, aber wofür ich nicht brenne, war für mich nicht denkbar. Ich arbeite wirklich gerne und auch wirklich gerne viel. Da will ich, dass nicht nur für andere etwas dabei raus kommt.

Was macht dein Business?

Wir sind ein Lieferservice und Cateringunternehmen für vegetarisches Bio Mittagessen. Wir machen alles, was dazu gehört, selbst – von den Rezepten, dem Einkauf der Zutaten bei regionalen Partnern, der täglich frischen Zubereitung in der Küche, über die Planung der Logistik und Veranstaltungen, die Auslieferung per Lastenrad durch das eigene Team, dem Service, bis hin zur Kundenbetreuung, dem Marketing, der Kommunikation und der Abrechnung.

Erzähl uns etwas über deinen Hintergrund.

Ich bin gebürtige Land-Salzburgerin und habe Film- und Literaturwissenschaft studiert. Seit Beginn meines Studiums hatte ich immer zwei bis drei Nebenjobs, meist in der Kultur. Da konnte ich schon in jungen Jahren prägende und wertvolle Erfahrungen sammeln, zum Beispiel auch bei den Salzburger Festspielen oder dem ORF. Ich dachte, in Kunst und Kultur lägen meine Leidenschaften und Stärken, aber da sollte ich mich gehörig getäuscht haben. Schon in der Volksschule gab es einen Nachmittagskurs "Kinderkochen", den ich wohl drei Jahre hintereinander besucht habe. Kochen und gemeinsam essen hat bei uns zuhause immer eine große Rolle gespielt, auch, zu wissen, woher Lebensmittel kommen, wie sie angebaut werden, warum und wie Nutztiere leben und sterben.

Am Instrument, auf der Leinwand oder auf Papier bin ich künstlerisch talentbefreit. Kreativität findet bei mir am Herd und am Teller statt. Ich wusste schon lange, dass mir Kochen gefällt, aber lange nicht, dass es mich gleichzeitig beruhigen wie in ekstatische Zustände versetzen könnte. Dass Lebensmittel, deren Zubereitung und alles, was damit in Verbindung steht, so sehr mein Leben gestalten würden, hätte ich nie gedacht. Ich lebe zwar schon seit meinem 12. Lebensjahr aus sehr pragmatischen Gründen vegetarisch, aber das volle Bewusstsein für einen rücksichtsvollen Umgang mit allem, was uns zur Verfügung steht, kam erst später. Vor 10 Jahren war mir noch wichtig, jeden Tag etwas anderes Schickes anziehen zu können, dass die Frisur hält und die Schminke nicht verwischt. Jetzt bin ich froh, mich in der Früh auf meine Lieblingsleiberl verlassen zu können, die Haare gefallen mir am besten verstrubbelt vom Fahrradfahren und die einzige Farbe im Gesicht kommt von der Sonne.

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Wie hast du dein Business gestartet? Was waren deine ersten Schritte?

Mein Schwager Gerald wusste von mir, dass ich in der Kultur nicht alt werden möchte. Er gab die Initialzündung für RITA bringt's, weil es 2014 so etwas in Wien noch nicht gab. Er hat ein Feuer bei mir entfacht und ich habe innerhalb von zwei Wochen meinen damaligen Job an den Nagel gehängt und wir haben einfach begonnen. Es sind nur zwei Monate vergangen, von der ersten Idee bis zur ersten Lieferung. Konzept und Grundsätze waren deutlich, außerdem war klar: wir müssen alles ausprobieren und selbst machen und wir können nur starten und damit auch wachsen, wenn wir sozusagen am Kunden ausprobieren und jeden Tag neu Gelerntes einfließen lassen.

Wie machst du auf dich und dein Produkt aufmerksam?

Facebook war unser erster wichtiger Kanal, um zu sagen "hallo, da sind wir jetzt". Das hat irre gut funktioniert, weil Facebook vor sechs Jahren noch viel relevanter war und wir damit eine große Zielgruppe erreicht haben. Aufmerksam machen wir jetzt natürlich über unsere Website und z.B. den Newsletter. Da werden unsere Kunden und Kundinnen wöchentlich dran erinnert, zu bestellen. Social Media sowieso. Naja und unsere Lastenräder sind abseits aller Online Kanäle ein fahrbarer Offline-Aufmerksamkeits-Fänger.

Was ist dein wichtigster Marketing-Kanal und warum?

Große Frage. Komplizierte Antwort: wir selbst sind wohl der wichtigste Kanal. Unser persönlicher Kundenservice und die Lieferung durch die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Warum? Unter dem Namen und der Marke RITA ist einerseits alles vereint, was mir im Leben wichtig ist und natürlich sehr stark mit mir verbunden. Dazu gehört auch unser Team, das das mitträgt und ebenso dafür (ein-)steht. Das kommunizieren wir, damit arbeiten wir: mit einer Persönlichkeit, damit, dass man sich auf uns verlassen kann, weil man weiß, wer wir sind und was wir tun. Wir erzählen gerne Geschichten, weil sie wirklich passiert sind, weil sie wahr sind, weil wir echt sind und kein erfundenes Konstrukt. Das funktioniert auf allen Ebenen.

Was waren die größten Herausforderungen, denen du dich als Unternehmerin stellen musstest?

Das kann ich gar nicht beantworten, denn teilweise waren es ganz kleine Aufgaben, die mich vor sehr große Entscheidungen gestellt haben. Und umgekehrt – riesen Hürden, die ich mit Leichtigkeit überwunden habe. Rückblickend: selbständig zu sein heißt nicht nur, sich um sich selbst zu kümmern, sondern, in unserem Fall, sich um 25 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu kümmern. Das beginnt bei der sehr zeitintensiven Suche nach Gleichgesinnten, geht darüber, sie zu hegen und zu pflegen, individuell und gut zu behandeln und gleichzeitig stark und entschlossen zu führen. Da musste ich viel lernen und tue es immer noch jeden Tag. Ich arbeite nämlich eigentlich am liebsten alleine... Naja und die Herausforderung endet und beginnt eigentlich auch damit, alle jeden Monat zahlen zu können. Was in den Tagen vor Monatsende passiert, um das zu schaffen, könnte mittlerweile Bände füllen.

Was machst du, um dich von deinem Mitbewerb abzuheben?

Niemals einschlafen, niemals rasten, niemals aufhören, besser sein zu wollen. Und, das wichtigste, niemals Abstriche bei der Qualität machen und da geht's auch um Persönlichkeit und individuelle Betreuung.

Was war der beste Rat, den du für dein Unternehmen erhalten hast?

Konzentrier' Dich auf das, was Du gut kannst.

Welche Tipps möchtest du zukünftigen Gründern und Gründerinnen mitgeben?

Mehr machen, weniger darüber nachdenken! Schneller tun und ausprobieren und nicht so viel herumrechnen und Kopf zerbrechen. Obwohl es bei uns anfangs drunter und drüber gegangen ist, haben wir dadurch am meisten gelernt. Business Pläne sind für die Bank, aber nicht für's Daily Business.