Melanie Grundmann ist Co-Gesellschafterin des Social Business Kaffee-Kooperative.de. Das Unternehmen trat 2016 an, um den Kaffeehandel zu revolutionieren. Kaffee-Kooperative brachte mit “Angelique’s Finest” eine Kaffeemarke auf den deutschen Markt, die nicht nur komplett von Frauen gefertigt wird, sondern auch komplett im Besitz der Produzentinnen ist.

Was hat dich inspiriert dich selbstständig zu machen?

Ich hatte schon immer ein recht starkes Unabhängigkeitsstreben und habe relativ schnell gemerkt, dass ich nicht in einem Unternehmen arbeiten und Ziele verfolgen möchte, die jemand anderes definiert hat und die mir eigentlich nichts bedeuten. So war die Entscheidung schnell getroffen, sich selbständig zu machen und damit Dinge, die mir erstens Spaß machen und die ich persönlich als sinnstiftend empfinde.

Was macht dein Business?

Kaffee-Kooperative ist ein deutsch-ruandisches Startup. Wir haben damit angefangen, Kaffee zu importieren, der komplett im Herkunftsland produziert wird, um mehr Wertschöpfung vor Ort bei den Produzentinnen und Produzenten zu binden. Hintergrund ist, dass der meiste Profit im Kaffeehandel am Ende der Wertschöpfungskette erzielt wird: Rösten, Marketing, Verkauf. Obwohl in Deutschland kein Kaffee angebaut wird, sind wir weltweit der größte Exporteur von Röstkaffee. Den Produzenten kaufen wir den Rohstoff ab, die grüne Kaffeebohne, zu einem viel zu niedrigen Weltmarktpreis, der Existenzen in den Anbauländern bedroht. Da wir gesehen haben, dass es in Ruanda mit Café de Maraba einen qualitativ hochwertigen und komplett dort produzierten Kaffee gibt, fragten wir uns, warum nicht dieser exportiert wird. Also nahmen wir das selbst in die Hand. Unser Handelsmodell nennt sich Fairchain, weil es unser Ziel ist eine wirklich faire Handelskette aufzubauen, von der alle Beteiligten profitieren und wo niemand ausgebeutet wird. Durch unser Direkthandelsmodell klappt das auch sehr gut.

Vor zwei Jahren wurden wir darauf aufmerksam, dass in unseren Partnerkooperativen eine explizite Frauenförderung stattfindet. So entstand dann die Idee einen komplett von Frauen gefertigten Kaffee auf den Markt zu bringen, der komplett den Produzentinnen gehört. So war “Angelique’s Finest” geboren, den wir mit Hilfe von Terre des Femmes, Brigitte und zwei Crowdfunding-Runden erfolgreich auf dem deutschen Markt lancieren konnten.

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Erzähl uns etwas über deinen Hintergrund.

Ich komme aus dem Online Marketing und mache das nun schon seit fast 20 Jahren. Angefangen habe ich damals als Praktikantin in einem Lotto-Startup kurz vor dem Platzen der dot.com-Blase – das waren teilweise recht absurde Zeiten. Später habe ich mich selbständig gemacht mit einer Online Marketing Beratungsagentur, die ich auch immer noch führe. Studiert habe ich übrigens Kulturwissenschaft – also eines dieser Fächer mit dem man alles oder nichts machen kann. Ich habe meinen Weg zum Glück gefunden. :-)

Wie hast du dein Business gestartet? Was waren deine ersten Schritte?

Um Kaffee-Kooperative.de an den Start zu bringen, haben wir auf ein Crowdfunding gesetzt. In der ersten Runde haben wir zunächst alle unsere Freunde, Familien und Bekannten aktiviert. Das hat super geklappt. Dazu haben wir fleißig Pressearbeit gemacht, um auch darüber hinaus Bekanntheit zu erlangen.

Wie machst du auf dich und dein Produkt aufmerksam?

Wir setzen auf starke Partner, Vernetzung innerhalb der Szene, Pressearbeit und Events.

Was ist dein wichtigster Marketing-Kanal und warum?

E-Mail, da wir sehr loyale Kunden haben, die unser Modell unterstützen und die auch gern sehen, welchen Impact ihre Konsumentscheidung auf die Produzentinnen und Produzenten hat.

Was waren die größten Herausforderungen, denen du dich als Unternehmerin stellen musstest?

Skalieren: der Aufbau eines Teams und das Handling mit größeren Mengen in allen Bereichen flößen schon Respekt ein, weil die Verantwortung enorm steigt.

Was machst du, um dich von deinem Mitbewerb abzuheben?

Wir haben das Glück, dass wir durch unseren direkten Kontakt mit unseren PartnerInnen in Ruanda ein sehr gutes und authentisches Storytelling betreiben können. Das fehlt natürlich bei Kaffeemarken, die nur den Rohstoff nach Weltmarktpreisen kaufen. So können wir glaubwürdig zeigen, dass unser Handelsmodell tatsächlich positiv wirkt und dass unser Motto “Wandel durch Handel” auch gelebt wird.

Was war der beste Rat, den du für dein Unternehmen erhalten hast?

Erstmal machen und on the fly zu optimieren. Also quasi agiles Arbeiten – funktioniert!

Welche Tipps möchtest du zukünftigen Gründern und Gründerinnen mitgeben?

Klare Positionierung finden, Marktpotential checken und dann einfach machen.